9:32Super Mario 3D World + Bowser's Fury - Warum ihr den Koop-Plattformer unbedingt auf der Switch nachholen solltet
Weiter mit GameStar Plus
Wenn dir gute Spiele wichtig sind.
Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:
Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Ein Feuerwerk der guten Ideen
Sogar die Oberwelt ist nicht langweilig
Wenig Schatten bei viel Licht
Das Neue im Bunde: Bowser's Fury
Bowzilla vs. Cat Kong
Abgespeckter Koop für zwei
2
Fazit
3
Wertung
Es ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass Nintendo ausgewählten Titeln aus der krachend gescheiterten Wii U-Ära auf der Switch einen zweiten Auftritt spendiert, Beispiele gibt es dafür mehr als genug. Super Mario 3D World ist bislang die erste echte Ausnahme. Denn statt den Titel einfach "nur" etwas optimiert und mit einigen Zusätzen erneut zu veröffentlichen, packt Nintendo mit Bowser's Fury gleich ein komplett neues Abenteuer mit dazu. Also müsste das doch ein perfektes Jump&Run-Paket für Neulinge und Kenner des Originals sein - oder?
Wer den Hüpfer von 2013 noch nicht kennt, hat hier jetzt die perfekte Gelegenheit, das nachzuholen - und sollte das auch unbedingt tun. Denn das Jump&Run hat auch nach all der Zeit absolut nichts von seinem Charme verloren. Ganz Mario-typisch wird der aber nicht von der Geschichte verströmt, denn die ist gewohnt seicht. Bowser hat ausnahmsweise mal nicht Peach, sondern sieben niedliche Feen-Prinzessinnen entführt und Mario und seine Crew eilen zur Rettung. Es ist der übliche Mario-Plot, den vermutlich niemand vermissen würde, der aber doch irgendwie dazugehört.
Bowser macht mal wieder den Entführer und schnappt sich sieben Feen-Prinzessinnen.
Ein Feuerwerk der guten Ideen
Die Kernkompetenz von Super Mario 3D World liegt woanders, nämlich im herausragenden Leveldesign. Wer auf tolle und vor allem abwechslungsreich inszenierte Jump&Run-Level steht, wird bei dem Spiel voll auf seine Kosten kommen. Was hier in insgesamt acht Welten an Ideen, Charme und Witz präsentiert wird, ist auch über sieben Jahre nach Erstveröffentlichung immer noch ein echter Hammer.
Mario und Co. hüpfen über bewegliche Plattformen, laufen als Schattenrisse an der Wand entlang oder flitzen in einem riesigen Schlittschuh über zugefrorene Seen. Dann wieder geht es mit Vollgas auf dem Rücken eines Dinos über einen Wasserparcours oder auf Schusters Rappen über eine Mario Kart-ähnliche Rennpiste.
Exzellente Abwechslung: 1234
Als Schatten an der Wand entlanglaufen.
Auf dem Rücken eines Wasserdinos reiten.
Dank Kirsch-Item den eigenen Charakter bis zu dreimal klonen.
Es gibt einen Zirkusabschnitt, Geisterhäuser, Wüstenareale, in denen niedliche Geier nach euch picken und vieles mehr. Ziel ist es dabei nicht nur, die Fahne am Ende jedes Abschnitts zu erreichen, sondern auch pro Standardlevel bis zu drei grüne Sterne einzusacken. Denn nur wer genug davon sammelt, kommt später an bestimmten Punkten weiter. Die erforderliche Zahl an grünen Sternen ist allerdings so gut austariert, dass ihr das Minimum recht problemlos beim ersten Durchgang finden könnt. Knifflig versteckte Exemplare gibt's dennoch zur Genüge, was den erneuten Besuch von Leveln spannend macht.
Sogar die Oberwelt ist nicht langweilig
Für spielerische Abwechslung sorgen auch die Power-Items. Mit der bekannten Blume verschießt ihr Feuerbälle und mit der seinerzeit im original 3D World eingeführten Glocke verwandelt ihr euch in eine Katze, die an Wänden hochkraxeln und Gegner mit einem Tatzenhieb vom Bildschirm fegen kann.
Das Katzenkostüm lässt euch an Wänden hochklettern und Tatzenhiebe verteilen.
Und auch die zusammenhängende Oberwelt ist mehr als nur ein lahmer Menüersatz. Hier gibt es unter anderem regelmäßig aufploppende Lotterien, versteckte Areale und kleine Level, in denen ihr Captain Toad durch putzige Dioramen steuert. Die bescherten dem kleinen Knirps später mit Captain Toad: Treasure Tracker übrigens sogar ein eigenes Spiel, zu dem es mittlerweile wenig überraschend ebenfalls einen Switch-Port gibt:
Kurzum: Mario 3D World ist ein Feuerwerk der guten Einfälle, die auch in den späteren Welten nicht ausgehen und deswegen immer wieder für kleine Aha-Momente sorgen. Das ist nach wie vor Jump&Run-Design auf allerhöchstem Niveau und sogar eins, das ihr zu viert spielen könnt. Denn als erstes großes Mario-Spiel bot 3D World auf der Wii U einen Vierspieler-Koop, der natürlich auch der Switch-Umsetzung erhalten geblieben ist und jetzt nicht nur offline, sondern auch online funktioniert - eine entsprechende Switch Online-Mitgliedschaft natürlich vorausgesetzt.
Zu zweit und dritt bleibt das Spielgeschehen noch übersichtlich, zu viert wird es stellenweise chaotisch.
Der Einstieg funktioniert dabei wunderbar simpel, andere Spieler*innen können sich nahezu jederzeit einklinken. Und sich dann nach Wahl eines Charakters mit unterschiedlichen Eigenschaften - Luigi etwa hüpft höher und Toad ist flotter unterwegs - ins Getümmel stürzen, das gerade zu viert beizeiten etwas zu unübersichtlich und hektisch ausfällt, auch wenn das versehentliche Schubsen in Abgründe oder durch die Gegend schleudern anderer Charaktere für Erheiterung sorgen kann. Ein unverkennbares Markenzeichen von 3D World ist der Koop aber ohne Diskussion und auch deswegen eine Besonderheit in der Mario-Historie.
Wenig Schatten bei viel Licht
Doch auch wenn der Hüpfer enorm gut gealtert ist, ist 3D World nicht ohne Fehl und Tadel. Im Gegensatz zu anderen Mario-Spielen ist der Schwierigkeitsgrad beispielsweise vergleichsweise gering, was unter anderem daran liegt, dass viele Level sehr kurz und einige Items wie die Glocke sehr mächtig sind. Der Schwierigkeitsgrad steigt zwar ab etwa der Hälfte des Spiels merkbar an, dennoch dürften sich viele davon ebenso unterfordert fühlen, wie auch von den Bosskämpfen, die zwar toll inszeniert sind, aber leider nicht über das übliche "dreimal treffen" hinaus kommen.
Toll inszenierte Bosskämpfe gibt es einige, die sind aber insgesamt etwas zu leicht.
Und dann wäre da noch die Sache mit der Kamera. Die ist prinzipiell nicht schlecht und sorgt auch in den meisten Fällen für gute Übersicht, die isometrische Perspektive ist aber an vielen Stellen insbesondere für Hüpfabschnitte nicht ideal gewählt und kann für den ein oder anderen unbeabsichtigten Bildschirmtod sorgen. Zwar lässt sich die Kamera meist ein wenig justieren, allerdings nur in vorgegebenen Stufen und nicht frei, was sich insbesondere aus heutiger Sicht ein wenig veraltet anfühlt. Ein Dealbreaker ist das zwar nicht, ärgerlich aber trotzdem.
Und was ist jetzt neu?
Super Mario 3D World ist auf der Switch mehr oder weniger dasselbe Spiel wie auf der Wii U. Ein paar Neuerungen gibt es allerdings:
- Online-Multiplayer für bis zu vier Spieler
- Charaktere können etwas schneller laufen und klettern
- Fotomodus mit diversen Filtern etc.
Im Fotomodus lassen sich diverse Filter zuschalten.
Das Neue im Bunde: Bowser's Fury
Auch wenn es auf den ersten Blick wie ein DLC zu Super Mario 3D World wirkt, ist Bowser's Fury ein eigenständiges Spiel, das allerdings auf dieselbe Engine setzt und auch einige Gameplay-Elemente daraus übernimmt. Den toughen Klempner verschlägt es darin an die Samtpfotenküste, deren Postkarten-Inselidyll allerdings durch schmoddrigen schwarzen Schleim hässliche Flecken bekommen hat.
Und die Ursache ist schnell gefunden, denn wie Mario von einem aufgeregten Bowser Jr. erfährt, hat sich dessen Papa Bowser vom ohnehin schon nicht gerade freundlichen Bösewicht in die Spitze des Bluthochdrucks verwandelt, nämlich Wut-Bowser, dem dringend Einhalt geboten werden muss. Dafür vergisst der kleine Fiesling sogar kurz seine Antipathie für Mario, und zusammen geht es los ins Abenteuer.
Auch die Welt von Bowser's Fury steckt voller abgefahrener Ideen wie diesem rotierenden Levelabschnitt.
Ein Abenteuer, das sich deutlich offener präsentiert und damit an die großen 3D-Marios, wie zuletzt Super Mario Odyssey angelehnt ist. Die Samtpfotenküste ist in mehrere kleine Inseln aufgeteilt, von denen ihr einige zu Beginn des Spiels bereits frei erkunden könnt und auf denen ihr jeweils mehrere kleine Aufgaben erfüllt.
Mal müsst ihr etwa über eine längere Geschicklichkeitspassage an einen hochgelegenen Ort gelangen, dann wieder unter Zeitdruck Münzen einsammeln oder Gegner plätten, mit Schlüsseln verschlossene Käfige öffnen und vieles mehr. Power-Items wie Glocke, Feuerblume oder Blatt (für das Waschbärkostüm) findet ihr ebenfalls zuhauf in der Spielwelt. Bowser's Fury überrascht mit einigen netten Ideen, ganz so vielseitig wie 3D World oder auch der Superhit Odyssey ist es aber nicht, etwa weil sich einige Aufgaben - zum Beispiel das Sammeln von fünf Insignienteilen - oft wiederholen.
Bowzilla vs. Cat Kong
Insignien ist dabei ein wichtiges Stichwort, denn der Lohn für eure Mühen und die Bewältigung der angesprochenen Aufgaben sind Katzen-Insignien, so etwas wie das Sterne-Pendant in Bowser's Fury. Und ähnlich wie die Sterne werden auch die funkelnden Schätze für den Spielfortschritt genutzt, denn wenn ihr genügend Insignien gesammelt habt, könnt ihr eine der auf der Inselgruppe verteilten riesigen Katzenglocken läuten und damit eine der epischsten Szenen auslösen, die man in einem Mario-Spiel bislang gesehen hat.
Die Duelle mit Wut-Bowser erinnern an Giganto-Monsterfilme.
Dann verwandelt sich Mario nämlich in eine Riesenkatze und muss im Duell Wut-Bowser auf die Mütze geben, was von der Anmutung an Monster-Filme wie Godzilla vs. Kong erinnert und eine echt spaßige Angelegenheit ist. Ihr pfeffert dem Monster dabei erkaltete Lavabrocken in die Visage und führt anschließend eine Stampfattacke auf dessen weiche Unterseite aus. Habt ihr das oft genug geschafft, zieht sich Bowser zurück und es wird ein neuer Teil der Samtpfotenküste freigeschaltet, samt frischer Herausforderungen und Insignien.
Aber nicht nur in den Titanenduellen zeigt sich Wut-Bowser, immer mal wieder macht er euch auch bei der Erkundung der Inseln das Leben schwer. Dann verdunkelt sich der Bildschirm, das Wetter schwenkt auf Regen um und unter schrammelnden Metal-Klängen müsst ihr für einige Zeit Lavabrocken und Bowsers tödlichem Feueratem ausweichen, was die Navigation auf der Karte deutlich erschwert. Sammelt ihr währenddessen eine Insignie, zieht sich das Ungetüm zurück, allerdings wollt ihr das nicht immer.
Der Feueratem von Bowser kann bestimmte Blöcke zerstören und Insignien freilegen.
Denn bestimmte Blöcke in der Spielwelt können nur durch Bowsers Feueratem zerstört werden, was dem ganzen "Bowser-Feature" einen angenehmen Risiko-Belohnungs-Kniff gibt. Aber auch abseits davon motiviert die Jagd nach den Insignien sehr, denn auch bei der offen angelegten Inselwelt beweist Nintendo Gespür für gutes Leveldesign und schafft es jederzeit, dass wir neugierig auf die nächste Ecke der Samtpfotenküste sind. Auch dank der frei drehbaren Kamera, die weniger zickige Momente hat als in Super Mario 3D World.
Abgespeckter Koop für zwei
Auf Wunsch kann übrigens eine zweite Person mit einsteigen, diese steuert dann Bowser Jr. in seiner Clown-Kutsche, kann allerdings nur eingeschränkt ins Spielgeschehen eingreifen, etwa Gegner vermöbeln oder an bestimmten Interaktionspunkten Items für Mario freilegen. Cool: Im Solomodus übernimmt eine KI den kleinen Bösewicht, wie stark er dann automatisch unterstützen soll (gar nicht, wenig oder viel) lässt sich im Menü festlegen, was zum Beispiel Einsteiger freuen dürfte.
Wer Bowser Jr. spielt, kann Gegner mit einem riesigen Pinsel jagen oder Items freischalten.
Der Schwierigkeitsgrad von Bowser's Fury fällt ähnlich moderat aus wie bei 3D World, für Nervenkitzel sorgen dabei vor allem die Bowser-Auftritte. So lässt sich das neue Mario auch recht locker-flockig runterspielen: Für die finale Konfrontation mit Bowser sind 50 Insignien notwendig, die einigermaßen geübte Spieler*innen nach sechs bis acht Stunden gesammelt haben dürften. Wer alle Geheimnisse entdecken will - und davon gibt es auch an der Samtpfotenküste jede Menge - kann noch einmal ein paar Stunden oben drauf rechnen.
Unter dem Strich ist Bowser's Fury also eine tolle Ergänzung, die sich ein bisschen wie eine Verquickung von 3D World- und Odyssey-Elementen anfühlt und durch die Bowser-Mechanik auch ein komplett neues Element mitbringt. Doch während die spielerische Komponente über die gesamte Spielzeit gut unterhält, zeigt die Engine merkbare Alterserscheinungen.
An einfallsreichen Aufgaben mangelt es euch in Bowser's Fury nicht.
Denn auch wenn die schön gestalteten Inseln mit ihren Ohrwurm-Soundtracks fast schon Mario Sunshine-ähnliche Urlaubsgefühle hervorrufen, sind manche Bereiche etwas texturarm, Inseln und Objekte in der Ferne wirken verwaschen. Und während Bowser auf dem Bildschirm wütet, kann auch schon mal die Framerate ins Stottern kommen: Wir hatten beim Test sowohl im Handheld- als auch TV-Modus merkbare Ausreißer nach unten, die das Spielgeschehen zwar nicht gravierend beeinflussen, angesichts des ansonsten flüssigen Inselausflugs aber trotzdem negativ auffallen.